Hämorrhoiden – ganzheitlich betrachtet und behandelt
Jeder Mensch besitzt Hämorrhoiden. Diese Gefäßpolster am Übergang vom Analkanal zum Mastdarm bilden Schwellkörper in der Schleimhaut, die den vollständigen Verschluss des Schließmuskels unterstützen.
Durch Abflussbehinderungen in den Blutgefäßen des Afters kann es zu einem Blutstau und krampfaderartigen Vergrößerungen in den Hämorrhoiden kommen, wodurch die bekannten Beschwerden hervorgerufen werden (Brennen, Jucken, Fremdkörpergefühl, Nässen, Bluten,…, Betroffene wissen ein Lied davon zu singen).
Vergrößerte Hämorrhoiden sind sehr häufig und entstehen vermehrt im fortgeschrittenen Alter. Nahezu 50 % der über 50-Jährigen leiden an unterschiedlich starken Symptomen, dabei erkranken mehr Männer als Frauen.
Ursachen
Hauptursache für veränderte Hämorrhoiden ist die Verstopfung (Obstipation). Dies passiert vermehrt bei ballaststoffarmer Kost, unsinnigen Diäten, zu geringer Flüssigkeitszufuhr und vor allem im Rahmen verschiedener Erkrankungen (z.B. Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion, Morbus Parkinson, Bindegewebsschwächen).
Schwangere können in Verbindung mit dem Druck durch das Ungeborene vermehrt gestaute Hämorrhoiden entwickeln. Stark begünstigend wirken sich auch Übergewicht, enge Unterhosen (z.B. String), Bewegungsmangel (Bettlägerigkeit!) sowie sitzende Tätigkeiten aus.
Symptome
Zu Beginn ist alles noch relativ symptomarm mit After-Juckreiz und Blutspuren am Toilettenpapier. In der Folge treten verstärkt Brennen oder Stechen während der Entleerung auf, gelegentlich auch schon nässende Entzündungen. Blutungen sind stärker ausgeprägt, vereinzelt tropfend, in der Regel schmerzlos.
Die nächsten Stadien sind gekennzeichnet von z.T. heftigeren Schmerzen. Blutungen versiegen nur langsam und oft wird gelblich-seröse („fäkale“) Flüssigkeit abgesondert (sichtbar in der Unterwäsche). Der Schließmuskel ist in dieser Phase manchmal nicht mehr in der Lage, Stuhl zu halten.
Diagnose
Achtung! Jede Blutung aus dem Darm muss grundsätzlich abgeklärt werden. Nur so wird sichergestellt, dass es sich tatsächlich um Hämorrhoiden handelt. Scheuen Sie nicht den Gang zum Arzt! Der Analbereich ist ein Körperteil wie jeder andere auch. Die Untersuchung mag keiner. Zugegeben, sie ist unangenehm, doch schmerzlos.
Therapie
In erster Linie empfehlen sich zunächst kausal-wirkende Maßnahmen, wie weich-geformte und regelmäßige Darmentleerungen, am besten und ehesten zu erreichen durch konsequent ausreichendes Trinken, ballaststoffreiche Kost und vor allem Bewegung. Wenn dies nicht zum Erfolg führt, erweitert sich die etablierte Behandlung derzeit entweder in symptomatisch-konservative (kortisonhaltige Salben, Tinkturen, Zäpfchen) oder symptomatisch-invasive bzw. -operative Verfahren (Verödung [„Sklerosierung“], Gummiband-Ligatur, korrigierende Operation), um auf diese Weise eine Hämorrhoiden-Verkleinerung zu erzwingen.
Ergänzend hierzu fand ich kürzlich eine Veröffentlichung1) über naturheilkundlich-ganzheitliche Behandlungsansätze von erkrankten Hämorrhoiden, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Naturheilkunde, Komplementärmedizin & Hausmittel
- Darmsanierung
Eine gesunde Mikrobiota (früher: Darmflora) sorgt für eine gut funktionierende Verdauung und verhindert oder reduziert Entzündungen der Schleimhaut. Eine sinnvolle Sanierung sollte stets unter medizinisch-ärztlicher Begleitung erfolgen. Denn nicht selten findet sich, vielfach bislang unbemerkt, eine funktionsgeminderte Fettleber.
- Ernährung
Ausreichende Ballaststoffmengen (30 g pro Tag) gehören in Ihren Ernährungsplan, dazu insgesamt mehr Obst, Gemüse, Haferflocken, Vollkornbrot und Saaten. Empfehlenswert sind auch Nüsse und Hülsenfrüchte. Fett und Fleisch sind dosiert zu konsumieren, Weißmehlprodukte, Kartoffeln, Reis und Zucker eher selten. Empfindliche Menschen sollten mit stark blähenden Kohlsorten und Zwiebeln vorsichtig sein. Zu achten ist auf ausreichende Zufuhr von Wasser. Wasser ist ein Stück weit Medizin! Der menschliche Körper verbraucht bei seiner täglichen Stoffwechsel-Arbeit 1,5 bis 2,0 Liter Wasser. Dies müssen wir wieder zuführen!
Bei entsprechender Indikation kommen die vorgenannten Verfahren auch in unserer Praxis zur Anwendung. Bei Bedarf vereinbaren Sie gerne einen informellen Gesprächstermin in unserer Praxis.
- Frischpflanzentropfen (Urtinkturen)
Folgenden Urtinkturen äußerlich als Feuchtkompresse aufgetragen (30-60 min.) können helfen, den Juckreiz zu lindern: 30 ml Rosskastanie, je 20 ml Hirtentäschchen, Schafgarbe, Mäusedorn und 10 ml Hamamelis, Aloe Vera-Spray 80%.
- Heilpflanzen
Eine Frage bei den Heilpflanzen ist ihre Anwendung. Die unterschiedlichsten Kräuterbücher berichten von guten äußerlichen Anwendungen mit Hamamelisblättern, Nachtkerzenöl, Mäusedornwurzelstock, Pappelknospen, Perubalsam, Steinkleekraut, Blutweiderichkraut, Geißfußkraut, Gundelrebe, Nelkenwurzelkraut.
Indische Flohsamen werden eingenommen, ebenso Tees von Hibiskus und Brennnessel. Als Sitzbad empfiehlt sich z.B. Schafgarbekraut-Aufguss, Frauenmantel, Schachtelhalm, Lavendel, Myrte, Wacholder, Zypresse, Kamille, Schafgarbe, Eichenrinde und Lavendel. Zum “Cremen” ist ganz klar die simple Zinkpaste (Pasta zinci moliis DAB10) mein persönlicher Favorit. Hilfreich können auch eine Hamamelis- oder Calendula-Salbe sein.
- Homöopathie
In der klassischen Homöopathie kommen zum Einnehmen u.a. bei Verstopfung Nux vomica, Aesculus, Hamamelis, Sulfur, Lycopodium, Aloe und Graphites in Frage oder auch Schüssler Salze (siehe unten).
- Neuraltherapie
Zur Symptomlinderung Mucokehl D5 1ml und Procain 1 % 1ml in die Wand der Hämorrhoiden infiltrieren.
- Orthomolekular-Medizin
Täglich 1 – 2 g Vitamin C mit Bioflavonoiden stärkt Venenwände und -klappen. Heidelbeeren, Brombeeren und Kirschen enthalten viele Bioflavonoide. Vitamin E 100 – 400 mg, verbessert die Blutzirkulation; 30 mg Zink.
- Sanum Therapie
Exmykehl D3 Zäpfchen: 2 x 1 täglich über 10 Tage; danach Fortakehl D5 Tabletten: 2 mal 1 tägl. für 10 Tage; danach Mucokehl 3- Zäpfchen morgens 1 x 1 und Nigersan D5 Tabletten abends 1 x 1 Tablette.
- Schüssler-Salze (innerlich als Globuli, äußerlich als Salbe
- 1 Calcium fluoratum: grundsätzlich als Hauptmittel; bei brennendem, ätzenden Mißempfinden
- 5 Kalium phosphoricum bei Jucken und Brennen
- 7 Magnesium phosphoricum bei Juckreiz
- 3 Ferrum phosphoricum helle Blutspuren
- 4 Kalium Chloratum bei nachlassenden Beschwerden
Ergänzend
- 9 Natrium phosphoricum und Nr. 11 Silicea
FAZIT:
Bitte bedenken Sie, dass es sich hier um Angaben aus dem Bereich der Erfahrungsmedizin, empirischer Daten und Hypothesen handelt, die auf den Entwicklungen und Ergebnissen einer natürlichen Evolution über Jahrmillionen basieren und, wie alles andere auch, bei jedem Menschen andere Wirkungen hinterlassen.
Trotz all dieser vorgenannten Maßnahmen ist es nicht selten, dass Hämorrhoiden erneut auftreten. Das hat zwei einfache faktische Gründe.
Die Schulmedizin muss sich heute oft den Vorwurf anhören, sie begnüge sich mit symptomatischer Therapie. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass ihre zugegeben überwiegend symptomatischen Maßnahmen nur dann nachhaltig wirken können, wenn die behandelten Menschen durch Beachtung der eingangs erwähnten kausalen Maßnahmen aktiv „mitspielen“. Nur dann kann im Sinne einer wünschenswerten Synergie eine erfolgreiche Behandlung entstehen.
Leider deuten die zahlreichen Rezidive („Wiederauftreten“ vergrößerter Hämorrhoiden) hier jedoch auf eine Inkonsequenz vieler Behandelter hin, die die notwendige Eigenverantwortlichkeit bzgl. einer Verhaltensänderung (Ernährung, Bewegung usw.) nicht erkennen oder sogar nicht erkennen wollen.
Daran müssen beide Seiten arbeiten.