Polyphenole: Natürliche Schutzstoffe aus Pflanzen für Gesundheit und Langlebigkeit
„Eure Nahrung sei eure Medizin und eure Medizin sei eure Nahrung.“
(Hippokrates, griechischer Arzt und Philosoph, 2500 v. Chr.)
Polyphenole sind enthalten in pflanzlichen Lebensmitteln und Getränken, vor allem in Äpfeln, Beeren, Zitrusfrüchten, Pflaumen, Brokkoli, Kakao, Tee und Kaffee und noch anderen. Sie schützen die Pflanzen vor Fressfeinden und UV-Strahlung, tragen zur Widerstandskraft der Pflanzen bei und wirken als natürliche Farbstoffe.
Sie gelten als äußerst wichtige Nährstoffe in unserer Ernährung (1). Eine vorrangige Funktion der Pflanzen-Polyphenole im menschlichen Organismus ist der Schutz vor äußeren Reizen und die Beseitigung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), die Auslöser für verschiedene Krankheiten sind. Trotz umfangreicher Forschungsarbeiten sind die genauen Wirkmechanismen der Polyphenole im menschlichen Körper noch nicht eindeutig bewiesen, doch es gibt umfangreiche epidemiologische Belege dafür, dass eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Polyphenol-reichem Obst, Gemüse, Kakao und Getränken vor der Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes schützt.
In der wissenschaftlichen Literatur gibt es Belege für die Wirksamkeit von pflanzlichen Polyphenolen bei Belastungen durch nicht übertragbare Krankheiten oder zur Behebung von Schäden, die durch freie Radikale, z. B. oxidativen Stress, verursacht werden. Die Einwirkungen durch nicht-übertragbare Krankheiten (Non-Communicable-Diseases) hat weltweit zugenommen, was auf den bewegungsarm gewordenen Lebensstil und verschiedene andere Faktoren wie Rauchen, mangelhafte Ernährung usw. zurückzuführen ist.
Polyphenole in der Ernährung tragen zur Verbesserung von Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen, Insulinresistenz und Entzündungen bei. Der Genuß von Kakao-Polyphenolen z. B. wird mit einer Risiko-Minderung für Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes in Verbindung gebracht. Die Polyphenole Quercetin (in vielen Grünpflanzen und Tees) und Resveratrol (v.a. in roten Weintrauben) werden mit einer verbesserten kardiovaskulären Gesundheit in Verbindung gebracht. Kaffee als auch Tee verringern das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, durch die Wirkung der in ihnen enthaltenen Polyphenole.(2)
Zusammengefaßt wirken Polyphenole, so die Erkenntnisse aus experimentellen Lebend- und Labor-Versuchen, antioxidativ, zytotoxisch, entzündungshemmend, blutdrucksenkend und antidiabetisch.
Man vermutet außerdem, dass Polyphenole die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms in einer gesundheitsfördernden Weise beeinflussen. Wenn wir Polyphenol-reiche Lebensmittel verzehren, werden diese Verbindungen von unseren Darmbakterien in kleinere Moleküle, sogenannte Metabolite (= Stoffwechsel-Zwischenprodukte) umgewandelt. Diese Metabolite entfalten in den unterschiedlichsten Organen, so auch im Gehirn, ihre schützende Wirkung. Studien wiesen nach, dass Polyphenole und ihre Metabolite die zelluläre Energieproduktion unterstützen und oxidativen Stress verringern können.
Eine spannende Entwicklung in der Polyphenol-Forschung ist die Nutzung fermentierter Pflanzenstoffe.(3)
Wie wir schon lange wissen, haben fermentierte Produkte wie Sauerkraut, Joghurt oder Kimchi eine positive Wirkung auf unsere Darmflora. Die moderne Wissenschaft bestätigt mittlerweile durch präzise Untersuchungen, was die traditionelle Heilkunde schon immer wusste: Fermentation erhöht die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen und ermöglicht es dem Körper, die darin enthaltenen Polyphenole und ihre Metabolite effektiver aufzunehmen.
Fazit: Polyphenole und ihre Metabolite spielen eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit. Eine Ernährung, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln und Ballaststoffen ist, bietet eine wirkungsvolle Basis, von diesen schützenden Verbindungen zu profitieren.
Wichtig dabei ist, auf eine ganzheitliche (d.h. im Komplex aufgenommene) natürlich-pflanzliche Ernährung zu achten. Sie ist in jedem Fall Nahrungsergänzungsmitteln vorzuziehen, die häufig nur einzelne isolierte Polyphenole enthalten. Eine pflanzenreiche Ernährung sollte daher nicht auf einzelne Wirkstoffe reduziert werden, sondern immer im Zusammenhang mit ihrer natürlichen Fülle an Nährstoffen und Ballaststoffen betrachtet werden. Nährstoff- oder Vitalstoff-Ergänzungen haben ihre Berechtigung bei nachgewiesenen Mangelzuständen und sollten dann ärztlich kontrolliert zum Einsatz kommen.
Die Symbiose von traditionellem Wissen und modernster Wissenschaft eröffnet enorme Möglichkeiten, natürliche Potenziale der Polyphenole für die menschliche Gesundheit zu nutzen.
Literaturhinweise:
- Health benefits of polyphenols: A concise review
Ananya Rana , Mrinal Samtiya , Tejpal Dhewa , Vijendra Mishra , Rotimi E Aluko
J Food Biochem . 2022 Oct;46(10):e14264. doi: 10.1111/jfbc.14264. Epub 2022 Jun 13.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35694805/ - The role of polyphenols in modern nutrition
G Williamson
Nutr Bull 2017 Sep;42(3):226-235.
doi: 10.1111/nbu.12278. Epub 2017 Aug 15.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28983192/ - Polyphenols and Metabolites Enhance Survival in Rodents and Nematodes-Impact of Mitochondria
Dilberger B, Passon M, Asseburg H, Silaidos CV, Schmitt F, Schmiedl T, Schieber A, Eckert GP.
Nutrients 2019 Aug 13;11(8):1886. doi: 10.3390/nu11081886. PMID: 31412639; PMCID: PMC6723680.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31412639/
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