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Gesundheits-Magazin

Ernährung bei Krebs

Welche Ernährung ist bei Krebs hilfreich?

Forscher haben herausgefunden, dass eine kohlenhydratarme und zugleich extrem fettreiche Ernährung dazu beitragen kann, das Wachstum von Krebszellen zu hemmen.  Warum?

Ein Krebs-Tumor hat einen anderen Stoffwechsel als eine gesunde Zelle. TumorZellen verbrauchen, wie gesunde Zellen, für ihre Energiegewinnung Zucker (= Kohlenhydrate). Doch die meisten Tumorzellen „vergären“ den Zucker. Vergären heißt, sie verarbeiten ihn, anders als gesunde Zellen, ohne Sauerstoff, selbst dann, wenn Sauerstoff zur  Verfügung steht. Das machen die Tumorzellen, weil am Ende dieses Stoffwechselweges Laktat entsteht, ein Stoff, der eine Schutzfunktion für Tumorzellen ausübt.

Allerdings ist bei dieser Stoffwechselform der Energiegewinn für die Tumorzellen um das 15-fache geringer als bei einer normalen Zucker-Verarbeitung.  Dies gleichen die Tumorzellen durch eine 20-30-fach höhere Aufnahme von Glucose (= Zucker) aus. Die zugeführte Nahrung wie auch den Körper selbst „räubern“ sie, was Zucker angeht, rücksichtslos aus.

Daher beschleunigen Krebszellen auch den Proteinabbau im Körper, weil sich darüber ebenfalls Glucose gewinnen lässt. Der Proteinabbau kann dabei doppelt so hoch sein wie bei Gesunden und geht hauptsächlich zu Lasten von Eiweiß aus der Muskulatur.

Diese Änderung des Körper-Stoffwechsels ist ein Grund für die bei Tumorerkrankungen häufig zu beobachtende körperliche Auszehrung (Kachexie).

Fette und deren Bausteine, die Fettsäuren, werden von Tumorzellen so gut wie gar nicht verwertet. Dies machen die normalen Körperzellen in dieser Situation dafür umso mehr, um die eigene Energieversorgung mangels Glukose aufrecht zu erhalten.

Wie sieht die bestmögliche Ernährung bei Krebskranken aus?

Die bestmögliche Ernährung bei Krebskranken sollte daher reich an Fett- und Protein und gleichzeitig eher arm an Kohlenhydraten sein (siehe Tabelle).

Nährstoff Menge Bemerkungen
Fette mindestens 50 % der Nicht-Eiweißkalorien bevorzugt:
– Omega-3-Fettsäuren ca. 4-6 g    (Leinöl und Fisch, auch Fisch-Öl)     – Butter, Kokosfett, MCT (mittelkettige Triglyceride)
eher nicht:
– Omega 6-reiche Öle (Sonnenblumen-, Maiskeim-, Sojaöl)
Für Ölsäure (Olivenöl) liegen derzeit außer für die Prävention keine übereinstimmenden Resultate vor. Ein leicht hemmender Effekt auf das Tumorwachstum wird jedoch angenommen.
Eiweiß (Protein) 1,2 bis 2,0 g/kg Körpergewicht) v.a. tierisch/auch pflanzlich
Kohlenhydrate weniger als 20 % der Gesamtenergieaufnahme bevorzugt langkettige KH bzw. niedriger glykämischer Index, z. B. Vollkornprodukte, Gemüse
Energie 30-35 kcal/kg Körpergewicht Krebspatienten sollten versuchen, ihr Gewicht zu halten.

Neben der Krebs-Erkrankung selber können die oftmals sehr schweren Nebenwirkungen der verschiedenen Krebstherapien (Chemotherapie, Bestrahlung, Hormone, Antikörper) den Ernährungszustand weiter erheblich beeinträchtigen. Schmerzen und der teilweise erhebliche Gewichtsverlust sind daher die meist gefürchteten Folgen einer Krebserkrankung. Zusätzlich führen der tumorbedingte Appetitverlust (Anorexie) und therapiebedingte Veränderungen des Geschmacksempfindens ebenfalls zu Auszehrung (Kachexie).

Kachexie ist dadurch die zweithäufigste, bei jedem 5. Krebs-Erkrankten sogar die einzige Todesursache bei Krebs.

Bei Krebs-Patienten wird die Wahl der Nahrungsmittel häufig entscheidend durch ihre individuelle Verfassung, ihre persönlichen Vorlieben oder Abneigungen mitbestimmt.

Ein wichtiges Ziel der Ernährungstherapie bei onkologischen (= Krebs-)Patienten ist es, einen guten Ernährungszustand zu erhalten oder wieder zu erreichen und damit die Toleranz gegenüber Therapien zu verbessern, Nebenwirkungen zu verringern, das Infektionsrisiko zu reduzieren und, last but not least, die Lebensqualität zu verbessern.

Ein guter Ernährungszustand kann die Prognose des Erkrankungsverlaufs erheblich verbessern, eine Kachexie mit ihren Mangelzuständen dagegen zum Abbruch notwendiger Therapien führen.

Welche Nahrungsmittel sind geeignet?

Im Vordergrund der Ernährungstherapie sollten Quark (40 %), Eier, Fleisch, Butter stehen. Kartoffeln, Reis oder Brot sollten nur in geringen Maßen genossen werden.

Zugaben von Raps-, Leinöl, guter Butter, Sahne oder Kokosfett in Speisen und Getränken zu allen Mahlzeiten bringen Kalorien in den Körper und erfüllen die Forderung nach einer fettreichen Ernährung.

Zwischenmahlzeiten wie Fruchtjoghurt oder -quark mit Sahne angereichert, versorgen gut mit Proteinen und Fett. Ganz wichtig dabei ist die Qualität und Zusammensetzung der Fette bzw. Fettsäuren.

Omega-3-Fettsäuren (in Raps-, Lein- und Walnussöl, Fisch wie Makrele oder Hering) hemmen das Tumorwachstum und verbessern den Ernährungszustand, während Omega-6-Fettsäuren (z. B. in Sonnenblumenöl) das Tumorwachstum und die Metastasierung eher stimulieren. Hier ist das Verhältnis dieser beiden Fettsäuren ganz wichtig.

Für spezielle Fälle onkologischer und mangelernährter Patienten gibt es Zusatznahrungen mit hohem Fett- (Omega-3-Fettsäuren) und Proteingehalt. Die Zusatznahrungen lassen sich als Zwischenmahlzeit trinken oder in Desserts oder Hauptspeisen einmischen. Sie werden in verschiedenen akzeptablen Geschmacksrichtungen angeboten.

Bei einem hohen Kaloriengehalt besitzen sie gleichzeitig ein geringes Volumen, so dass sie sich als kleine Zwischenmahlzeiten selbst für appetitlose Patienten eignen. Die meisten dieser Zusatznahrungen lassen sich auch zum Aufwerten normaler Speisen verwenden.

Wenn durch Appetitlosigkeit oder Widerwillen die wünschenswerte Menge an Fett, speziell Fischöl, nicht erreicht wird, können Omega 3-Kapseln als Nahrungsergänzungsmittel hilfreich sein. Spezieller Bedarf besonders an fettlöslichen Vitaminen besteht nach Magen- und Darm-Operationen sowie bei dauerhaften Durchfällen. Hier sollten Supplemente den speziellen Anforderungen entsprechend gegeben werden.

Andere Supplemente wie Vitamine und Mineralien sollten zur Vermeidung von Überdosierungen nur nach individueller Prüfung durch den Arzt oder Ernährungstherapeuten empfohlen werden. Hohe Dosen von Anti­oxidantien können z.B. die Wirkung einer Bestrahlung reduzieren.

Eine Sonderrolle nimmt Selen ein, das die Nebenwirkungen einer Chemotherapie reduzieren kann. Die Höhe der Dosierung sollte immer in Absprache mit den behandelnden Ärzt(inn)en festgelegt werden.

Die Onkologen Richard Béliveau und Denis Gingras haben in ihrem Buch „Krebszellen mögen keine Himbeeren“ eine Reihe von Studien zusammengetragen, die aufzeigen, dass Lebensmittel wie Kohl, Zwiebeln, Knoblauch, Soja, fetter Fisch, Beeren, Kurkuma oder grüner Tee einzeln oder gemeinsam Krebszellen bekämpfen können. Diese Lebensmittel in die Ernährungstherapie einzubinden, ist sicherlich kein Fehler.

Die Lebensqualität des Patienten sollte immer den Vorrang haben bei allen Ernährungsempfehlungen und möglichen Restriktionen. Wenn ein Patient Lust auf etwas Schokolade, ein Stück Kuchen oder ein Eis hat, soll und kann er es mit Genuss und Freude verspeisen. Damit wird die Psyche ein bisschen gestreichelt, die unter der Krankheit und der Therapie genauso zu leiden hat wie der Körper.