Bandwurmmittel zeigt „stärksten Effekt“: Forscher finden neue Wirkstoffe gegen Coronavirus
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(Nature Communications, 2021; doi: 10.1038/s41467-021-24007-w)
Montag, 21.06.2021, 15:34 Focus online
Sars-CoV-2 manipuliert Zellen, um sich im Körper ungestört zu vermehren. Diesen Mechanismus haben Forscher der Charité und der Uniklinik Bonn untersucht. In einem zweiten Schritt identifizierten sie vier Möglichkeiten, ihn zu verhindern – darunter den Einsatz eines Bandwurmmittels.
Dringen Viren in den Körper ein, haben sie ein großes Ziel: Sie wollen sich dort vermehren, ohne vom Immunsystem entdeckt zu werden. Damit ihnen das gelingt, müssen sie die Körperzellen, in die sie eingedrungen sind, manipulieren. Auf welche Art dies geschieht, ist von Virus zu Virus verschieden. Welche Strategie Sars-CoV-2 verfolgt, hat jetzt ein Team deutscher Wissenschaftler untersucht – und im zweiten Schritt Wirkstoffe identifiziert, die dieser Manipulation erfolgreich entgegenwirken könnten.
Die wichtigsten Erkenntnisse ihrer Studie vermelden die Forscher des Instituts für Virologie der Charité und der Universitätsklinik Bonn am 21. Juni 2021 in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Demnach geht Sars-CoV-2 im Körper folgendermaßen vor, um zu verhindern, als „Abfallprodukt“ erkannt und entsorgt zu werden: „Das neue Coronavirus drosselt den zelleigenen Recycling-Mechanismus – die sogenannte Autophagie. Dieser Prozess der ‚Selbstverdauung‘ dient dazu, molekulare Bausteine für neue Zellstrukturen zu produzieren, indem beschädigtes Zellmaterial und Abfallprodukte abgebaut werden.“
Studienautor Nils Gassen erklärt: „Wir konnten in unserer Studie zeigen, dass Sars-CoV-2 zwar die Bausteine der Zellen für seine eigenen Zwecke nutzt, ihnen gleichzeitig aber auch Nahrungsreichtum vortäuscht und damit das zelluläre Recycling bremst.“ Marcel Müller von der Charité ergänzt: „Vermutlich entgeht Sars-CoV-2 so seinem eigenen Abbau, denn auch Viren werden von der Zelle per Autophagie entsorgt.“
Die Frage ist also: Gibt es ein Medikament, das das Zell-Recycling wieder ankurbeln kann, um die ungehemmte Ausbreitung von Sars-CoV-2 im Körper zu bremsen?
Die Forscher konnten vier Wirkstoffe – darunter ein Bandwurmmittel – identifizieren, die dafür geeignet scheinen:
- das Bandwurmmittel Niclosamid
- der körpereigene Stoff Spermidin
- der körpereigene Stoff Spermin
- das noch nicht zugelassene Krebsmedikament MK-2206
Zu allen vier Stoffen sind weitere Untersuchungen notwendig, bevor sie im Kampf gegen Sars-CoV-2 zum Einsatz kommen können. Bisher konnten die Forscher in Laborversuchen(!) bereits folgende Erkenntnisse gewinnen:
ad 1: Niclosamid
Das Bandwurmmittel Niclosamid hat bereits in einer früheren Studie Wirkung gegen Mers-Coronaviren gezeigt. Das Forscherteam hatte nun untersucht, ob es auch wirksam gegen Sars-CoV-2 ist. Das Ergebnis: „Niclosamid hat in unseren Zellkultur-Untersuchungen (!) (Reagenzglas, Petrischale, u.ä.) den stärksten Effekt gezeigt und ist außerdem ein seit Jahren für Bandwurm-Infektionen zugelassenes Medikament, das bei potenziell wirksamen Dosierungen gut verträglich ist“, sagt Müller.
Im Versuch habe es die Produktion infektiöser Sars-CoV-2-Partikel um mehr als 99 Prozent verringern können. „Wir halten es für den vielversprechendsten der vier neuen Wirkstoffkandidaten. Deshalb prüfen wir an der Charité jetzt im Rahmen einer klinischen Studie, ob Niclosamid auch bei Covid-19-Betroffenen positive Effekte erzielen kann.“ (Frage: Warum nicht hier auch Notfall-Zulassung?? Warum hier der „normale“ Wissenschaftsbetrieb? Deutschland befindet sich doch nach Ansicht der politisch Verantwortlichen weiterhin in einer Notlage? Warum also nicht wie bei der m-RNA -Impfung eine weitere klinische Studie unter Einbeziehung der Bevölkerung des ganzen Landes?)
ad 2 + 3: Spermidin und Spermin
Spermidin ist ein Polyamin, das in jeder Körperzelle vorkommt. Auch einige Lebensmittel enthalten Spermidin, etwa Weizenkeime, Soja, Pilze oder reifer Käse. Frühere Laborversuche konnten bereits zeigen: Bekamen Zellen, die mit Sars-CoV-2 infiziert worden, waren, Spermidin, so produzierten sie 85 Prozent weniger infektiöse Viruspartikel. Einen ähnlichen Effekt hatte Spermin, das aus Spermidin gebildet wird.
Marcel Müller warnt jedoch vor voreiligen Schlüssen. Bislang sei mit Reinsubstanzen gearbeitet worden, „die in dieser Form nicht für eine medikamentöse Einnahme geeignet sind. (Frage: Ist denn m-RNA für eine medikamentöse Einnahme -sprich Injektion- geeignet?). Insbesondere Spermidin ist in der Zellkultur erst bei einer recht hohen Konzentration nennenswert wirksam. Bevor man die Polyamine für eine Behandlung von Covid-19 in Betracht ziehen kann, sind deshalb noch viele Fragen zu klären:
- Erreicht man im Organismus überhaupt eine Konzentration im Blut, die für eine Hemmung der Virusvermehrung in den Atemwegen ausreicht?
- Und wenn ja: Wäre eine Gabe vor oder während der Infektion sinnvoll?
- Gibt es Nebenwirkungen?“
(Frage: Sind bei m-RNA nicht auch „noch viele Fragen zu klären“ anstatt eine komplette Bevölkerung zu Versuchsobjekten zu machen …? Immerhin ist Spermidin ein körpereigener Stoff !
Und: Wie sähen die Antworten auf diese 3 Fragen in Bezug auf m-RNA aus ?)
Die Erkenntnisse aus der Zellkultur seien aber ein guter Ausgangspunkt für Studien am Tiermodell – und später möglicherweise am Menschen.
(Frage: Dieser letzte Satz beschreibt die erprobte und bislang geübte saubere wissenschaftliche Praxis einer Entwicklungszeit für ein Medikament über viele Jahre. Können wir uns in der gegenwärtigen Notlage eine so lange Entwicklungszeit leisten? Nicht besser eine weitere Notfall-Zulassung?)
ad 4: MK-2206
Eigentlich beschäftigen sich Krebsmediziner mit dem Wirkstoff MK-2206. Dabei handelt es sich um einen potentielles Medikament für Patienten mit Krebs im fortgeschrittenen Stadium, das derzeit noch nicht zugelassen ist. Aktuell wird in klinischen Studien untersucht, gegen welche Krebsarten MK-2206 wirksam ist – und ob es verträglich ist für den Patienten.
Das Forscherteam von Charité und Uniklinik Bonn untersuchte nun, ob MK-2206 auch gegen Sars-CoV-2 zum Einsatz kommen könnte. Sie fanden heraus, dass es die Produktion von infektiösen Viren um rund 90 Prozent reduzieren konnte.
„Auf Basis unserer Daten halte ich MK-2206 für einen interessanten Wirkstoffkandidaten gegen Covid-19, der nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Analyse auch klinische Studien rechtfertigen würde“, erklärt Müller.
Bitte selbst weiter recherchieren, informieren, Fragen stellen!